Warum Gott uns aufträgt, einander zu lieben

Wochenspruch 2. Juli – 8. Juli: Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Gal 6,2)

In den letzten beiden Kapiteln des Galaterbriefes strengt sich Paulus richtig an. Sein Anliegen: Zu zeigen, wie wichtig unsere Liebe als Geschwister untereinander ist. Er spricht von Glaube, der aus Liebe kommt, Liebe zu Gott. Und aus diesem Glauben sollen Früchte hervorkommen, wenn wir mit dem Heiligen Geist, der Gegenwart des lebendigen Gottes leben: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. (Gal 5,22-23, NLB) Fällt euch auch auf, dass all diese Begriffe zum Thema Beziehungen gehören? Unser Glaube ebenso wie unsere Liebe zu Gott zeigen sich also darin, wie wir leben und vor allem: Wie wir miteinander umgehen. Genau darin erfüllt sich das Gesetz, das Gott uns gegeben hat, so Paulus (Gal 5,14).

view of two persons hands

aufheben, aushalten, wegschaffen – einander die Lasten zu tragen, kann sehr verschieden aussehen.

Seinen Höhepunkt erreicht dies in dem Vers, der uns als Spruch für die kommende Woche gegeben ist: Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Gal 6,2) Wenn wir ehrlich sind, dann haben wir alle manchmal ganz schön schwer zu tragen – es kann Schmerz oder Krankheit sein, Einsamkeit oder Traurigkeit, Sorgen um Menschen oder Materielles, aber auch unsere Vergangenheit oder Schuld, die wir auf uns geladen haben. Gott weiß darum! Genau deshalb hat er gesagt, dass wir am besten in Gemeinschaft aufgehoben sind (Gen 2,18; Pred 4,9f. u.a.). In diesem Sinne fordert Paulus uns auf, nicht einfach nur sonntags einander hallo zu sagen, sondern miteinander zu leben und füreinander da zu sein. Das griechische Wort, das wir mit tragen übersetzen, bedeutet aufheben – wenn jemand niedergedrückt ist, dann knie Dich herunter und hilf ihm auf mit seiner Last; oder auch aushalten – manchmal gibt es keine schnelle Lösung, und dennoch braucht Dein Bruder/Deine Schwester Deine Gegenwart und Liebe; oder auch wegschaffen – in Jesu Namen dürfen wir von Sünde und Schuld freisprechen und Menschen ihre Last nehmen. Diese drei Bedeutungen zeigen uns, wie wir füreinander da sein können, ebenso wie unseren Auftrag und die Autorität, in der wir zu handeln befähigt sind.

Übrigens: Das Gesetz Christi, das wir damit laut Paulus erfüllen, finden wir im Evangelium des Apostels Johannes: So gebe ich euch nun ein neues Gebot: Liebt einander. So wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben. Eure Liebe zueinander wird der Welt zeigen, dass ihr meine Jünger seid. (Joh 13,34-35, NLB) Die Liebe, von der Paulus hier spricht, ist Agape (ἀγάπη). Das Griechische kennt mehrere Worte für Liebe (Phila für freundschaftliche Liebe, Eros für die erotische), aber Agape ist die Liebe, die Gott den Menschen entgegenbringt – und die wir Gott entgegenbringen sollen. Paulus benutzt dieses Wort, als er im Galaterbrief von dem Glauben spricht, der aus Liebe kommt (Gal 5,6). Und Jesus sagt hier: Diese Liebe hat Gott für euch. Mit dieser Liebe liebe ich euch. Und mit dieser Liebe liebt einander. Eine bedingungslosen Liebe. Einer aufhelfenden Liebe. Einer vergebenden Liebe. Einer freimachenden Liebe. Dabei geht es nicht darum, alles rosarot zu sehen, sondern den anderen so, wie Gott ihn sieht: Ehrlich und offen und doch mit einer Liebe, die alles besiegen kann (z.B. 1Petr 4,8).

Für diese neue Woche wünsche ich uns, dass wir diesen Auftrag, der gleichzeitig ein Privileg ist, tiefer verstehen!

Zurück