Zurück zum Anfang – und bereit für Neues

Jede Geschichte hat einen Anfang. Manchmal ist er herausragend, manchmal ist er ganz simpel und man bemerkt ihn kaum. Manchmal ist er ein aufregender Aufbruch, manchmal ist er aber auch holprig und gar nicht so einfach. Je nach Erfahrung kann es schön sein, sich an den Anfang einer Geschichte, die das Leben geprägt hat, zurückzuerinnern oder auch schwer. Im Laufe meines Lebens als Christ habe ich gelernt, dass es immer wieder gut tut und sogar sein muss, zurückzudenken – egal, ob das leicht oder schwer ist. Denn nur, wenn ich mich an den Anfang zurückversetze, kann ich sehen, wie weit ich schon gekommen bin. Genau das ist so wichtig, denn im Alltag mit all seinen Sorgen und seinem Stress kann uns den Blick auf das vernebeln, was Gott schon getan hat und wo ich mit Ihm wachsen durfte. Genau das ist auch mein persönliches Anliegen für diese Reise: Ich möchte mit Gott an den Anfang zurückkehren, wo Er mir vor zehn Jahren begegnet ist und alles verändert hat. Und ich möchte mit Ihm zusammen auf den Weg schauen, den wir seitdem zurückgelegt haben – mit all seinen Höhen und Tiefen, mit seinen Zwischenstopps und auch den Umwegen. Und ich möchte innehalten und nach den Spuren Gottes suchen.

Blick auf das Gelände am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg, als die Sonne aufgeht.

Als ich fast auf den Tag genau vor zehn Jahren das erste Mal nach Israel flog, hatte ich keinen Schimmer, wie besonders, wie vielfältig und spannend dieses Land und wie liebenswert und einzigartig seine Bevölkerung ist. Ich stand, wie viele am Anfang ihres jungen Erwachsenenalters, an einem Scheideweg in meinem Leben und vor der Frage, welchen Weg ich beruflich einschlagen wollte. Eigentlich dachte ich, dass meine Entscheidung kurz zuvor gefallen sei: Ich hatte mich für den Studiengang „Antike Kulturen“ an der Uni Göttingen eingeschrieben. Als Einstimmung auf dieses Studium wollte mein Vater mit mir in den Urlaub fliegen, und zwar an einen Ort, an dem ich möglichst viel an antiker Kultur, Geschichte und Archäologie mitbekommen würde. Er schlug zwei Ziele vor: Rom… und Israel. Gott allein weiß, warum gerade Israel. Und Gott allein weiß, warum mein Herz anfing zu brennen und ich mit einem Mal eine Sehnsucht nach einem Ort in mir fühlte, an dem ich noch nie war. Im Grunde war im ersten Moment die Entscheidung schon gefallen. Und schon saß ich wenige Wochen später neben meinem Vater in einer Maschine der israelischen Fluggesellschaft El Al auf dem Weg nach Israel und hatte keinen Schimmer, dass ich damit eine Entscheidung fürs Leben getroffen hatte.

Die israelische Fluggesellschaft hat einige Standardvorkehrungen für die Sicherheit der Passagiere – aber die Erfahrung heute hat meine bisherigen getopt.

Als ich zehn Jahre später nun am Morgen meines heutigen Abflugtages pünktlich vier Stunden vor Abflug am Flughafen bin, werde ich erst einmal mit etwas konfrontiert, was ich so noch nicht erlebt habe. Da ich schon einige Male mit der israelischen Fluggesellschaft gereist bin, weiß ich um die strengen Sicherheitsvorkehrungen und weiß auch aus meiner Arbeit im Israel-Bereich, dass diese dringen notwendig sind. Doch wurde mir das noch nie so ganz persönlich bewusst wie heute: Nachdem andere Reisegäste und ich erstmal vergeblich darauf warteten, dass der Schalter geöffnet wurde und wir unser Gepäck aufgeben konnten, kamen deutsche Polizisten zu uns und baten uns, uns etwas zu entfernen. Dann suchten sie eine halbe Stunden mit zwei Spürhunden den gesamten Schalter mehrmals und gründlich ab. Auch die Mülltonnen daneben und unsere Warteschlange wurde nicht ausgelassen. Warum genau, haben wir nicht erfahren, aber angesichts der Geschichte und der angespannten politischen Situation weiß man, dass es sich nicht um geklautes Kaugummi gehandelt haben kann. Als ich dann doch kurz danach in der Schlange für die Sicherheitsbefragung stehe, hinterlässt die Situation einen Faden Beigeschmack: Jeder weiß um den immer mehr wachsenden Antisemitismus, politische Ressentiments gegen Israel, die in Deutschland immer weiter zunehmen. Dass der Schalter der israelischen Fluggesellschaft als einziger von Spürhunden durchsucht werden muss und danach 10 Polizisten bewaffnet um uns herumstehen, bis die Israelis in Ruhe ihre Arbeit machen konnten, und dass auch noch in der deutschen Hauptstadt, ist befremdlich. Wie bei jedem Flug geleitet uns, als wir zwei Stunden später Richtung Startbahn rollen, ein gepanzertes Fahrzeug der Flughafenpolizei, bis wir dann Gas geben und abheben Richtung Tel Aviv.

Die Straße hoch findet man auch schon den berühmten Mahane Yehuda Markt – und er wird seiner Beschreibung voll gerecht!

Spätestens als ich in meinem ersten Domizil dieser Reise eintreffe, merke ich, dass sie ganz anders wird als alle davor – denn wenn man allein unterwegs ist und keine vorgefertigte Reise hat, ist viel mehr Raum  für Spontanes und, wie ich merke, vor allem für Neues. Fünf Mal wär ich nun schon in Israel – und fünf Mal mehr oder weniger an denselben Orten. An den Orten, die ich einfach liebe und an denen mein Herz aufgeht: Die Altstadt Jerusalems, die antiken Orte wie Masada oder Caesarea, Naturparks wie Ein Gedi oder Banyas, der See Genezareth mit dem Berg der Seeligpreisung, Magdala und Kapernaum, umgeben von den ersten Hügeln der Golanhöhen auf der einen und dem rauen Berg Arbel auf der anderen Seite. Aber es gibt so vieles, was ich noch nicht gesehen habe. Und es scheint mir, als ob Gott diese Reise nutzt, um mit mir nicht nur den Anfang unseres gemeinsamen Weges zu „feiern“, sondern auch, mir etwas ganz Neues zu zeigen und beizubringen. Übernachten tue ich auf dieser ersten Etappe meiner Reise nämlich nicht in einem schönen Hotel – sondern mitten in der Stadt in dem Apartment einer Israelin. Laut und lebendig ist es hier in der Nähe des Mahane Yehuda Marktes, alles ist spät noch wach und Juden, Muslime und Touristen laufen durcheinander und teilen den Abend. Diese „alltägliche“ Seite des wirklichen Lebens in Israel kenne ich noch nicht. Aber ich bin gespannt und freue mich, was Gott mir zeigen möchte.

Wie hat Deine Geschichte mit Gott begonnen? Vielleicht ist es auch für Dich an der Zeit, mit Gott an den Anfang zurückzudenken, damit Er etwas Neues machen kann.

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